Lindlarer helfen Menschen auf der Flucht bei der Integration

Als Dankeschön den Pinsel geschwungen

„Mit dieser Arbeit möchten wir den Menschen hier ein Geschenk machen und uns von Herzen dafür bedanken, dass wir hier sein dürfen“, erklärt der 25-jährige Nabil in gebrochenem, aber gut verständlichem Deutsch. Er und drei weitere, ebenfalls aus Syrien stammende und zurzeit in Lindlar untergebrachte, Flüchtlinge haben in Teamarbeit binnen weniger Tage die dringend erforderlichen Renovierungsarbeiten in der Gemeindebücherei Lindlar durchgeführt. Und so strahlt der hintere Bereich der Räumlichkeiten nun in sonnigem Gelb und kann künftig als Ausstellungsfläche für den Bereich „Neue Medien“ genutzt werden. Bis es endlich soweit war, dass die Arbeiten in Angriff genommen werden konnten, waren jedoch zahlreiche Hürden zu bewältigen. Bereits zu Beginn des Jahres habe man bei der Gemeinde bezüglich der Renovierung angefragt, erzählt Isabelle de Rochette vom Büchereiteam, jedoch aufgrund fehlender finanzieller Mittel eine Absage erhalten. Daraufhin sei relativ schnell die Idee entstanden, bei der Flüchtlingsinitiative WinLi (Willkommen in Lindlar) anzufragen, ob es gegebenenfalls unter den in Lindlar lebenden Asylbewerbern Interesse gäbe, die Arbeiten ehrenamtlich zu übernehmen. Die Bereitschaft zu helfen sei bei den Flüchtlingen von Beginn an groß gewesen, so WinLi-Koordinatorin Heike Bartsch, die bürokratischen Hürden allerdings ebenso. Obwohl die Renovierungsarbeiten unentgeltlich durchgeführt werden sollten, musste ein Antrag mit einer genauen Beschreibung der Tätigkeit an das Ausländeramt in Gummersbach gestellt werden. Generell dürfen Asylbewerber in Deutschland während der ersten drei Monate ihres Aufenthaltes nicht arbeiten. Doch auch danach sei es aufgrund der Vorschriften für einen Flüchtling praktisch unmöglich, einen Job zu finden, selbst wenn die Bereitschaft zur Einstellung beim potentiellen Arbeitgeber vorhanden sei. Das populäre Vorurteil vieler Bürger, Asylbewerber nähmen den Deutschen Arbeitsplätze weg, sei daher völlig aus der Luft gegriffen. „Dabei sehnen sich die Menschen nach Beschäftigung und einem strukturierten Tagesablauf“, erklärt Bartsch und ergänzt: „Zumindest die Teilnahme an ehrenamtlicher Tätigkeit sollte doch für jeden einfach so möglich sein“. Auch das Absolvieren eines unbezahlten Praktikums unterliegt einem Prüfungsverfahren mit strengen Richtlinien und wurde in verschiedenen Fällen bereits abgelehnt, obwohl ortsansässige Unternehmer solche Stellen angeboten haben. Dabei haben viele der Flüchtlinge in ihrer Heimat in Berufen gearbeitet, die in Deutschland durchaus gebraucht werden. So setzte sich das Malerteam aus Syrien zusammen aus Hilfsingenieur Nabil (25), Zimmermann Muamadanas (24), Apotheker Assad (37) sowie dem 26-jährigen Buchhalter Mouhamad, die die Möglichkeit einer sinnvollen Beschäftigung sichtbar genossen haben.

Mit großem Eifer wurden die Renovierungsarbeiten in der Lindlarer Gemeindebücherei in Angriff genommen.
Mit großem Eifer wurden die Renovierungsarbeiten in der Lindlarer Gemeindebücherei in Angriff genommen.
Gemeinsam mit Isabelle de Rochette vom Büchereiteam freuen sich Assad, Muamadanas, Nabil und Mouhamad(v.l.) über die neu gestalteten Räumlichkeiten.
Gemeinsam mit Isabelle de Rochette vom Büchereiteam freuen sich Assad, Muamadanas, Nabil und Mouhamad(v.l.) über die neu gestalteten Räumlichkeiten.